Soul – Spoiler: The purpose of life is life.

Originaltitel: Soul| Jahr: 2020 | Länge: 100 Minuten | FSK: 0

Gestatten, mein Name ist Fabri, Mr. Docter …

ich habe Ihren Film Souls auf Disney+ gesehen und möchte Ihnen für dieses gelungene Werk recht herzlich danken! 

Es ist wahrlich kein kleines Thema, dessen Sie sich da angenommen haben! Ich meine, the meaning of life. Ernsthaft? Als Animationsfilm? Hätte es nicht noch etwas größer sein können? Na ja, wenn man es genau betrachtet, hatten Sie sich des Themas ja auch schon bei Oben angenommen, mit dem Ergebnis des wohl traurigsten und herzerwärmendens Animationsfilms aller Zeiten und der Botschaft, dass es nicht die Welt und Abenteuer braucht, um glücklich zu sein.

Und was soll ich sagen, das Thema bietet ja wohl großes Wiederholungspotential, weil es schier unerschöpflich ist.

Aber von vorne: Worum geht es in dem Film Soul?

Der Musiklehrer (und Pianist) Joe Gardener bekommt endlich die Chance, auf die er sein ganzen Leben gewartet hat: einen Auftritt im angesagtesten Jazzclub der Stadt. Doch leider befördert ein Fehltritt in einen offen Straßengully (was für eine Metapher!) ihn ins Jenseits. Noch nicht bereit zum Sterben gelangt ihm die Flucht ins “Davorseits/Great before”: Einen Ort, an dem alle Seelen ihre Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeiten erhalten.

Dort lernt er 22 kennen, eine Seele, die auf keinen Fall ein Mensch werden will. Mit ihr heckt er einen Plan aus, um wieder zurück auf die Erde zu gelangen. Und so ganz einfach klappt das natürlich alles nicht.

Im Film geht es um die Frage, warum wir sind, wie wir sind. Wann ein Mensch seine Persönlichkeit erhält. Und was der Grund für unser Leben ist. Anders als bei dem Film Oben, ist Soul nicht dramatisch herzergreifend und man sitzt nicht schluchzend da. (Rührende Taschentuchmomente hat er allerdings auch!)

Mr. Docter, ich habe durch Ihren Film gelernt: Es braucht nicht immer Extreme, um einen schönen Film ins Leben zu rufen. Manchmal funktioniert das Schlichte eben auch, manchmal sogar viel besser.

Die Figuren erzählen Sie liebevoll. Die Erscheinung erinnert zwar irgendwie ein bisschen an die Mumins meets Casper, aber darüber lässt sich hinwegsehen, die Jerrys (im Great Before) sind als Faden/Strichzeichnungen gestaltet, die an eine Mischung von HB-Männchen, Grafiken der 20er-Jahre und Kinderkritzeleien erinnern und das alles in einer Rosa-blauen-luftigen-Wolken-Zuckerwatte-Welt. Und: Irgendwie passt alles hervorragend zusammen! 

Die Geschichte ist kurzweilig aufbereitet. Und trotz all dem Glanz und Pastell im Visuellen ist der Film niemals überladen. Es fühlt sich nie zu viel an. Auf seine Weise ist er fast schlicht und pur. Die Geschichte ist (so komplex das Thema auch sein mag) simpel, sie folgt einer geradlinigen Spur ohne zu viele Wendepunkte, Überraschungen oder Aufregungen. Die Anzahl der Figuren ist überschaubar, selbst die Schauplätze sind sparsam gesetzt. Und die Dialoge sind witzig, versuchen aber nicht einen Gag nach dem nächsten zu liefern, erfrischend unaufgeregt. Verstehen Sie mich nicht falsch,  Mr. Docter, Ihr Film wirkt nie monoton oder gar langweilig. Ganz im Gegenteil. Das Schönste an dem Film ist, dass er nicht hektisch ist, nicht übertrieben laut. Er ist einfach schön. 

Und deshalb kann ich Ihren Film einfach empfehlen. 100 Minuten gute Unterhaltung inklusive Lebensweisheit, Rührung, Herzerwärmung und Seelenfrieden. Und nach dem Film fühlt man sich ein wenig leichter und denkt einmal mehr, dass das Leben doch schön ist, ganz einfach, weil das Leben das Leben ist. Punkt.

Das Fazit zum Film? Der Film ist einfach ein Film, weil er ein Film ist und mehr muss er nicht sein und weniger auch nicht. Und solange man ihn sieht, sollte man ihn genießen, weil er wunderbar ist und wenn er zu Ende ist, dann ist er eben zu Ende (und seien wir ehrlich, dann hat man ihn auch bald vergessen).

In diesem Sinne. Hut ab, Mr. Doctor, ich freue mich auf Ihr nächstes Werk!


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